Die Weinberge sind in goldenes Gelb gehüllt, der Main glitzert im Sonnenlicht und es weht eine leichte Brise durch das Obere Werntal. Die Region rund um Schweinfurt eignet sich wunderbar für einen Wochenendtrip im Herbst. Ich habe mich im Oktober erneut nach Franken begeben, um über Obstwiesen zu stapfen, mit einem knallroten Oldtimer über die Hügel der Weinregion zu düsen und das ein oder andere flauschige Tier zu treffen. Meine Highlights von meinem Wochenende im Oberen Werntal habe ich euch illustrativ zusammen gefasst.
Tag 1: Eine Spritztour mit der Feuerwehr
Tatütata, hier kommt die Feuerwehr!
Ich habe ein Herz für Oldtimer und für außergewöhnliche Touren: Mit der Solex durch Lyon, dem Trabi auf Rügens Landstraßen, einem alten Renault durchs winterliche Neuseeland oder einen Ausflug durch die fränkischen Weinberge mit einem alten Feuerwehrauto? Sign me up!
Michl hat mich mit seinem Roten (Opel) Blitz für unseren Ausflug an meiner Ferienwohnung in Hergolshausen abgeholt und wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Es ruckelt und schaukelt im Feuerwehrauto und wir fahren gemütlich nach Werneck für einen Spaziergang im Schlosspark und ein kurzes Frühstück im Café Balthasar auf der Schlossterasse. Anschließend verschlägt es uns in die hügelige Landschaft des Werntals, mit der Fähre über den Main und durch bechauliche Dörfer. Michl ist nicht nur Oldtimer Liebhaber, sondern auch Gästeführer von Herzen, kennt die Region wie seine Westentasche, hat viele Geschichten auf Lager und hat jederzeit Vorschläge für kleine Abstecher und Fotostops parat. Hinten in seinem Auto ist Platz für Stühle und ein paar Retro-Klappräder – sodass wir spontan sogar eine kleine Radtour entlang des Main-Radwegs einbauen.
Die Tour eignet sich wunderbar für Leute, die sich mal einen ersten Überblick über das fränkische Weinland verschaffen wollen, genau wie für eingefleischte Franken, die ihrer Heimat mal auf andere Art und Weise auf den Zahn fühlen wollen.
Bocksbeutelsuche in den Weinbergen Frankens
Während unserer Tour mit dem Feuerwehrauto durch das Weinland besuchen wir natürlich auch mehrere Weinberge. Wusstet ihr, dass Rotwein Blätter im Herbst rot werden und Weißwein eher gelb? Hab ich von Michl gelernt!
Einen längeren Stop legen wir auf dem Stammheimer Eselsberg ein. Hier hat das Weingut Scheller zwischen den Reb-Reihen einen riesigen “Bocksbeutel” installiert. Ihr wisst nicht, was das ist? Gut, wusste ich auch nicht. So nennt sich die typisch fränkische Form der flachen, bauchigen Weinflasche – ein bisschen so, wie man sie aus Piratenfilmen kennt. Bei wunderschöner Aussicht auf das Main-Tal und Stammheim probieren wir natürlich Wein: einen trockenen Silvaner und einen süßen Rieslaner – einer Kreuzung aus Riesling und Silvaner.
Übrigens: Hier im Weinberg steht auch ein kleinerer Bocksbeutel aus Holz in dem man übernachten kann!
Am Abend bin ich dann eingekehrt für gutbürgerliche Küche und ein gutes fränkisches Bier in der gemütlichen Gaststube vom Brauereigasthof Werneck.
Tag 2: Von Obstwiese zu Obstwiese
Die Tradition der fränkischen Streuobstwiesen
Die Streuobstwiesen sind wichtiges Kulturgut in Franken und charakteristisch für die Landschaft. Leider sind die Wiesen vom “aussterben” bedroht – weshalb es viele Förderprogramme und Initiativen in der Region gibt. So zum Beispiel die Obstlehrpfade, wie der in Schleerieth, auf dem man die verschiedensten Apfelsorten probieren kann und etwas über die Geschichte der Sorten lernt. Richtig toll fand ich die Bürgerbäume – überall, wo man die gelben Fähnchen an den Bäumen entdeckt darf man sich einfach an Birnen, Äpfeln und auch Quitten bedienen.
Auch einige Landwirte halten die Tradition der Streuobstwiesen aufrecht: Der Siebenäcker Hof veranstaltet zum Beispiel im Rahmen der Bio-Erlebnistage regelmäßig kleine Workshops für Familien. Heute pflücken wir bei Benedikt Böhm und Eva Schmidt Äpfel von den hofeigenen Bäumen, schälen und schnibbeln und kochen daraus Apfelkompott. Im Hofladen gibts unverpacktes Obst und Gemüse und Produkte von Partnern aus der Nachbarschaft.
Regionaler Genuss
Direkt nebenan vom Siebenäckerhof wohnt das Bienenvolk von Imkerin Katrin Wörner. Die Bienen sausen über die Obstwiesen, bestäuben die Bäume und produzieren hier feinsten “Honich”. Ein schönes Bild dafür, wie auch Katrin und die Familie Böhm sich gegenseitig unter die Arme greifen und Gemeinschaft in Niederwerrn leben.
Und weil echtes gutbürgerliches Essen zu einem Besuch in Franken einfach dazu gehört, besuche ich zum Mittagstisch einen der berühmtesten Metzger der Region. Es ist selten, dass der Gasthof zum Auerhahn seine Gaststube noch für außenstehende Gäste öffnet, sonst kommen nur Übernachtungsgäste und Kunden der Metzgerei in den Genuss von Metzger Weckleins Spanferkel oder dem “Fränkischen Rosenkranz” aus kleinen Nürnberger Würsten.
Franken kann aber auch Vegan: Das Projekt Weltkind vereint Unverpackt Laden, Second Hand Laden und vegetarisch/veganes Bistro unter einem Dach. Mein Tipp: Der vegane Mohnkuchen!
Zum Abend kehren wir im Bauernladen Schmittful ein. In der Brotzeitstube gibts am lodernden Kamin leckeren Apfel-Cider und Wurst direkt vom Hof. Die Idee entstand aus der Nähe zum Pilgerweg: Wanderer auf dem Jakobsweg können hier ihre wunden Füße hochlegen und eine gute Mahlzeit zu sich nehmen.
Tag 3: Ausklang mit Alpakas
Zum krönenden Abschluss geht es am letzten Tag nach dem Frühstück zu einer Runde Flausch: Ein Spaziergang mit den Werntal Alpakas. Ich habe schon einige Wanderungen dieser Art mit Eseln oder Alpakas gemacht und es war immer ein ganz besonderes Erlebnis, sich auf die Tiere einzulassen und achtsam zu sein. Mich hat das immer sofort runtergebracht. Nicht umsonst werben viele Anbieter mit dem Thema Mindfulness. Hier im Oberen Werntal ist das ein bisschen anders: Ich habe die gesamte Zeit Tränen gelacht, bis ich Bauchweh hatte. Das Ehepaar Fischer, das die Touren leitet, ist um keinen Spruch verlegen und hat viele Geschichten zu den flauschigen Begleitern auf Lager. Natürlich leistet auch die eigensinnige Art und die lustigen Frisuren der Alpakas ihren humoristischen Beitrag.
Nach drei wunderschönen Tagen in Franken hüpfe ich mit vollem Bauch und vollem Herz wieder zurück in den Zug nach Berlin.
Tipps für ein Wochenende im Oberen Werntal
Hinkommen & Weiterkommen
Die Region lässt sich super mit dem Zug erreichen. Der ICE Bahnhof in Bamberg ist nur ein paar Stationen mit dem Regionalzug entfernt.
Rumkommen
Vor Ort braucht man allerdings eigentlich schon ein Auto. Es sei denn man fährt gerne Rad. Die Orte sind alle nicht so weit von einander entfernt und der Main-Radweg ist sowieso einen Ausflug wert.
Unterkommen
Ich hatte eine ganz tolle Ferienwohnung in Hergolshausen. Robert und Steve haben einige hübsche Wohnungen in der Region zu vermieten. Beim nächsten Mal möcht ich auf jeden Fall in die Alte Scheune!
Weiterlesen
Meine liebe Kollegin Jessica von Yummytravel war im Schweinfurter Oberland unterwegs und hat 10 Tipps mitgebracht.
Bei Schweinfurt 360 findet ihr außerdem alle nötigen Tipps zu Unterkünften, Ausleihe von Ebikes und Ausflugszielen Rund um Schweinfurt.
Offenlegung:
Dieser Artikel entstand durch Unterstützung von der Tourist-Information Schweinfurt. Ich wurde für die Reise und die Erstellung des Videos und Blogbeitrags bezahlt. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.
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