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Der Ruf eines seltsamen Tieres weckt mich. Ich drehe mich langsam in meinem Schlafsack um und entdecke einen Schatten auf meinem Zeltdach. Im Hintergrund rauscht leise das Meer, es raschelt in den Bäumen. Ich ächze und reibe mir die Augen. Der Jetlag und die harte Unterlage liegen mir in den Knochen. Ist es überhaupt schon richtig hell? Dann ertönt wieder dieser seltsame Ruf. Ob das eine dieser riesigen Warane ist, der sich gestern an unserem Essen vergreifen wollte? Dann fällt mir ein, dass Steven gestern Abend irgendetwas von einem lachenden Hans erzählt hat, einem Vogel, dessen Ruf eher an einen gackernden Onkel erinnert als an eine Nachtigall. Ich horche noch einmal hin. Joa,  könnte hinkommen. Ich schäle mich langsam aus dem Schlafsack und strecke mich, öffne den Reissverschluss meines Zeltes und vor mir liegt nur noch kalkweißer Sand, das Meer und ein fliederfarbener Himmel. Der Kookaburra – so wird der lachende Hans hier in Australien genannt – hüpft von meinem Zeltdach und ergreift die Flucht in die Luft. Ich schnappe mir meine Kamera und tapse im Schlafanzug über den Strand.

 

Um diese Zeit sind wir die Einzigen am weißesten Strand der Welt. Keine Wasserflugzeuge, keine Touristenboote, keine Helikopter, keine Zelte, Pavillons und Sonnenschirme. Tagsüber ist es ziemlich busy am Whitehaven Beach. Jetzt teilen nur ein paar Segelyachten am Horizont diesen wunderschönen Flecken Erde mit uns. Auch ein paar der Anderen sind schon wach, spazieren andächtig den schier endlosen Strand entlang. Es ist Ebbe und alles spiegelt sich im noch nassen Sand, das Rosa des Himmels, die Silhouetten der Anderen. Ich setze mich in den Sand, grabe meine Zehen ein, atme die Meeresluft tief ein und kann gar nicht glauben, dass dies nur der Anfang meiner Reise nach Queensland sein soll.

Am Tag zuvor sind wir mit einem diesen Touristenboote gekommen, vollgepackt mit Zelten, Kühlboxen, Taschenlampen, Wasserkanistern und einer Camping Erlaubnis im Gepäck. Während der etwa einstündigen Fahrt von Airlie Beach zu den Whitsunday Islands entdecken wir Wale. Irgendwann hinter einem, auf den ersten Blick doch recht unspektakulären Felsen tut sie sich auf einmal auf: Eine riesige sichelförmige Bucht, bei deren strahlenden Türkis #Smaracujafarben aber mal sowas von einpacken kann. Der weiße Sand blendet mich. Wir entladen unser Gepäck, bauen die Zelte auf und rennen erstmal ins Meer (Ich, grazil wie eh und je, renne natürlich schnurstracks in eine kleine Sandbank und küsse im ca 25cm tiefen Wasser den Boden. Gut, dass ich die volle Kontrolle über das zugehörige GoPro Material habe).

       

Wir unternehmen eine Speedboat Tour entlang des Strandes bis hin zum berühmten Hill Inlet am südlichen Ende der Insel. Hier bilden sich wunderhübsche enge Serpentinen aus Wasser und Sandbänken, die ständig anders aussehen. Ein kleiner Wanderweg führt durch den Wald hinauf zum Aussichtspunkt von dem aus man das Spektakel am besten bewundern kann. Ich kann mich gar nicht sattsehen an dem Farbenspiel, dass mich ein bisschen ans Aquarell malen erinnert, wenn zwei Farben ganz von selbst ineinanderfließen und die schönsten Muster ergeben. Ich seile mich ein Stück von der Gruppe und den anderen Touristen ab. Starre in aller Ruhe auf dieses Gemälde, das mir hier zu Füßen liegt und muss mich zum ersten Mal kneifen. Bin ich wirklich gerade am anderen Ende der Welt in einem Meer aus Knalltürkis? Bei langen Flügen reist der Körper immer ein paar Tage hinterher, sagt man und tatsächlich scheine ich so langsam erst richtig anzukommen in Queensland.

Ich bin zum zweiten Mal in Australien. Die letzte Reise endete in einem Tränenmehr aus Heimweh, Abschiedsschmerz und der Angst, nie wieder die Möglichkeit haben zurück zu kommen auf diesen Kontinent, der so unglaublich divers und voller toller Menschen ist. Und jetzt bin ich wieder da. Glotze auf den schönsten Strand der Welt und kann mein Glück gar nicht richtig glauben.

Langsam holen mich die anderen wieder ein, wir führen unsere Wanderung bis runter zum Strand fort. Leute posen auf riesigen Treibholzstämmen, durch das knietiefe Wasser treiben Rochen und unser Kapitän wartet schon mit dem Lunch auf uns. Wir cruisen noch eine weile mit vollem Karacho um die Insel, unternehmen eine kleine Wanderung auf Border Island (auf der wir wirklich ganz unter uns sind) und düsen dann zurück in unser Camp.

 

 

       

 

Blogger Kollegin Fredi erzählt uns, dass der Sand, der zu 90% aus Quarz besteht, super für die Haut sein soll und was wären wir für Blogger, würden wir das nicht sofort austesten. Vielleicht aber auch nicht unbedingt eines unserer schlausten Ideen, denn ohne Dusche auf dem Campingplatz, war der Sand auch am nächsten Tag noch in meinen Haaren.

Es wird früh dunkel in Queensland im August. Die Sonne geht bereits gegen 6Uhr unter und taucht in der Stunde davor alles in güldenes Licht. Es ist inzwischen ruhig geworden am Whitehaven Beach, wir haben es uns mit einem Bierchen gemütlich gemacht auf unseren Klappstühlen und schwelgen in Reisegeschichten. Aus unserem Camp duftet es nach Steak, die Henrik auf dem mitgebrachten Gasgrill brät. Keiner von uns bemerkt, dass wir derweil von fiesen Viechern gebissen werden. Ist auch egal, denn diesen Moment kann wirklich nichts entstellen. Und die Sandfly Bites werden uns wohl noch ein paar Tage juckend an ihn erinnern…

Die Kühlbox als Tisch, den Weißwein in einem Campingbecher, ein Stuhlkreis aus lieben Menschen, Taschenlampen, ein Gruppenspiel – ein Abend wie im Ferienlager. Außer unser schallerndes Gelächter hört man nichts mehr auf dieser Insel. Es ist stockfinster und im Wald sieht man Nichts und Niemanden mehr – außer vielleicht einen gewissen Schlafwandler.

Ich krieche glücklich und betüdelt vom Jetlag und vom Wein in mein Zelt, Schlafsäcke rascheln hier und da und dann ist es Still am Whitehaven Beach.

  

 

Infos zum Campen am Whitehaven Beach:

– Das Tor zu den Whitsunday Islands ist Airlie Beach, von hier aus kann man verschiedenste Trips auf die Inseln buchen.

– Der nächstegelegene Flughafen ist Proserpine oder direkt auf Hamilton Island

– Das Campen bucht man zB über Scamper. Die Campingerlaubnis selbst kostet nur etwa 4€. Allerdings benötigt man dann noch den Transfer auf die Insel für ca 92€ und gegebenenfalls Equipment, das man auch alles bei Scamper mieten kann. Auch für Essen kann bei Bedarf gesorgt werden. Man kann das Ganze aber auch auf eigene Faust mit dem Kayak machen und dabei über mehrere Tage diverse Campingplätze abklappern. Alle Campingerlaubnisse bekommt man auch direkt beim Queensland National Park (unbedingt früh buchen!). Kajaks bekommt man über Salty Dog.

– Die Speedboattour haben wir mit Ocean Rafting gemacht, einem ökozertifizierten Veranstalter. An Bord gibt es Infos zu Natur und Tieren, einen Lunch und Musik. Die Tour kostet 97€ pro Person.

– Cruise Whitsundays veranstaltet ebenfalls Tagestouren auf die Inseln

– Unbedingt Insektenschutz gegen die Sandflies mitnehmen!

Sonnencreme nicht vergessen, am besten welche, die den Korallen am Great Barrier Reef nicht schadet

– Offenes Feuer ist auf den Inseln verboten, das gilt also auch für Kohlegrills

– Es gibt wilde Tiere auf der Insel, vor allem die Varane machen sich gerne an euren Vorräten und dem Müll zu schaffen. Also Augen auf! A propos Müll: Auf der Insel gibt es keine Mülleimer. Also alles schön brav wieder mitnehem.

– Campen ist die einzige Möglichkeit auf Whitsunday Island zu übernachten, es gibt keine Hotels oder Ferienwohnungen im Nationalpark

– Wer die Inseln und das Great Barrier Reef von Oben betrachten möchte, dem empfehle ich einen Rundflug mit GSL Aviation.

     

     

Zum Weiterlesen:

Kollege Marco Buch von Life is a Trip hat ein tolles Video über die Whitsunday Islands und das Great Barrier Reef gemacht, mit dem ein oder anderen Cameo von mir

Adeline von Voyages etc berichtet auf Französisch über unsere Nacht am schönsten Strand der Welt

Fredi hat auf Freiseindesign eine ganze Bilderflut zusammengestellt

Auf Escape Town berichtet Lea vom Glamping auf einem Floß am Great Barrier Reef.

Die Top Tips für die Whitsundays mit Knallerfotos gibts bei Travelita

Und Melanie hat 7 Tipps für die Inselgruppe zusammengestellt.


Offenlegung:

Dieser Artikel entstand durch die Recherche bei einer Pressereise mit Tourism Queensland. Meine Meinung über lachende Vögel, beißende Fliegen und knalltürkise Strände bleibt davon unbeeinflusst.

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