Damals, im Sommer 2009, machte eine Gruppe von Freunden in Berlin einen Ausflug. Und sie machten Fotos, Fotos von einem Ort der so still und so spannend zugleich schien. Und sie posteten diese Bilder auf Tumblr. Und da ich die Blogs dieser Menschen schon lange verfolgte, landeten sie in meinem Dashboard und damit in meinem Kopf. Dieser Ort wirkte so reizvoll, dass ich begann zu recherchieren. Dieses Gefühl von Freiheit, Einsamkeit und dem Wissen einen Schatz zu hüten – ich wollte das auch. Ich musste herausfinden, wo das ist. In dieser Nacht klickte ich mich durch Flickr-Alben, las Artikel auf Wikipedia und sah mir eine uralte Doku auf Youtube an, damals das einzige Video, das darüber zu finden war. Und auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch in Dortmund wohnte, wusste ich, ich musste ganz dringend mal wieder nach Berlin, um selbst zum Teufelsberg zu gehen und zur alten Spionagestation. Und trotz mehrere Besuche und dem anschließenden Umzug in die Hauptstadt, ging ich nie hin. Es hieß irgendwann, das Gelände sei stark bewacht. Hunde, Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und beschlagnahmte Kameras. All das schreckte mich ab und andere Dinge gerieten in meinen Radar. Ich ging in ein altes verlassenes Krankenhaus, in eine Irrenanstalt, eine Botschaft, einen Vergnügungspark und eine Brauerei. Doch zum Teufelsberg schaffte ich es nie.
Als Canon letzten Monat zum Fotoworkshop einlud, wusste ich noch nicht, wo dieser mich hinführen würde und erst als der Bus Kurs gen Westen nahm, ahnte ich: Es geht zum Teufelsberg. Mein Wunsch, die alte Spionagestation endlich zu besichtigen würde in Erfüllung gehen – und das ganz legal. Doch was mich erwartete, war alles andere als der stille, gar zauberhafte Ort, den ich von Fotos kannte. Heutzutage werden Führungen angeboten, von Menschen in gelben Warnwesten auf zurecht getrampelten Pfaden, von denen man nicht abweichen darf. Die Gebäude sind im Gegensatz zu anderen, verlassenen Orten in Berlin aufgeräumt. Graffitis zieren die damals noch schier unangetasteten Türme. Kunstprojekte sind hier inzwischen angesiedelt. Graffiti-Workshops werden Angeboten. Und der Zauber, den ich an so vielen anderen stillgelegten Plätzen erfahren hatte, war längst verflogen und trotzdem noch sichtbar. Inzwischen ist die Spionagestation ein gut besuchter Ausflugsort. Aber was hatte ich auch erwartet. Ich wusste ja, dass Urban Exploring inzwischen großer Beliebtheit unterliegt und es schwer ist überhaupt noch richtige Schätze zu finden. Da bin ich einfach ein paar Jahrzehnte zu spät. Und doch… mit einer solch frequentierten Besucherzahl hatte ich nicht gerechnet.
Aber es lohnt sich trotzdem. Es ist dennoch spannend, durch die alten Hallen zu laufen und sich in der obersten Kuppel des höchsten Turmes Echos zuzurufen. Mit Streetart Künstlern zu sprechen, Dinge zu entdecken, die von längst vergangenen Zeiten zeugen. Von illegalen Parties mit provisorisch eingerichteten DJ-Pults, von Hausbesetzung und von Versuchen, an dieser Stelle Luxusapartments zu bauen.
Wer das Gelände also besichtigen möchte, hat folgende Möglichkeit:
Einfach hinfahren, zum Haupttor laufen, 7€ Eintritt bezahlen und sich in kleinen Gruppen von den Warnwestenmenschen über das Gelände führen lassen.
Alle Fotos (und Gifs) sind übrigens mit der neuen Canon EOS 1200D entstanden, Canons neuer Einsteiger-Spiegelreflex, die mir für den Tag zur Verfügung gestellt wurde. Auch wenn das kleine handliche Ding mir persönlich etwas zu klein und handlich war, muss ich sagen, dass sie meiner EOS 60D in Bildqualität in nichts nachsteht. Und für Anfänger besonders praktisch: Es gibt eine zur Kamera passende Lern-App, die mit kurzen Lektionen und guten Tipps das Lesen der Bedienungsanleitung völlig überflüssig macht und einem die Fototechnik ein bisschen näher bringt. Ich wünschte, ich hätte so was damals im Studium gehabt!
Ja, es hatte schon mehr Charme, als man noch über den Zaun klettern musste…
Aber so viel weniger los war da damals auch nicht. In der Kuppel saßen halt immer Hippies 🙂
Es gibt südlich von Berlin einen tollen lost place, ein altes Treibstofflager irgendwo in Brandenburg. Touristisch noch unerschlossen, vielleicht auch weil man mit dem Auto hin muss.
Das weiß ich wohl dass das schon damals so war. Aber das Bild in meinem Kopf war eben ein anderes 😉
GIF-LOVE!
Spannend, aber natürlich auch etwas schade, die Entwicklung des Teufelsbergs. Und gut, dass Du mich hiermit aufgeklärt hast, ich wäre vermutlich, so wie Du, in Vorfreude auf ein echtes urbanes Abenteuer vor Desillusionierung beim Betreten des Geländes hinten über umgekippt. Nun weiß ich wenigstens, worauf ich mich gefasst machen muss.
Schöne Aktion von Canon. Konntest Du auch den Videomodus testen?
Konnte ich, allerdings nicht so intensiv dass ich mir darüber ein Urteil erlauben würde. Da braucht man dann wohl auch mal verschiedene Linsen und Lichtverhältnisse.
yeah, von einem GIF einen epileptischen anfall bekommen….muss man auch mal gehabt haben 😉
Gern geschehen!
Ich versuche die ganze Zeit zu erkennen, ob du in jedem einzelnen der GIF-Bilder die Brille aufhast oder nicht. Und dann wird mir irgendwann schlecht.
Soll ich dich erlösen und dieses Rätsel für dich aufdecken?
Cool! Ich war noch nie dort und allein schon vom Ausblick und der Graffities muss ich diesem Ort einen Besuch abtstatten!
Cooler Post!
Schaut mal rein und lastt euch für den nächsten Citytrip inspirieren! Liebe Grüße!
http://allaroundtheworldandbeyond.blogspot.com/
Also ich liebe ja alle „abandoned“ Dinge rund um Berlin und wasweissichwo, aber der Teufelsberg hat mich tatsächlich noch nie so wirklich gereizt. Das bedeutet nicht, dass ich nie dort landen werde, aber irgendwie.. ist mir das zu bunt. 😀