Belfast steht meistens nicht unbedingt ganz oben auf der Liste, wenn man an eine Reise nach Irland denkt – und das absolut zu Unrecht. Nicht zuletzt durch seine schwierige Geschichte und die damit verbundene Entwicklung ist Belfast heute für mich eine der spannendsten Städte in Europa. Das haben nicht nur die Produzenten von Game of Thrones erkannt, sondern auch viele junge Leute, die in der Stadt etwas bewegen wollen. Um euch ein bisschen auf den Geschmack zu bringen, habe ich euch mal ein paar Tipps und Bilder von meiner Reise in die nordirische Hauptstadt mitgebracht. Und das Beste ist: Man kann alles zu Fuß machen!
Am Morgen: Street Art in Belfasts Cathedral Quarter und Frühstück bei Established Coffee
Im Norden der Innenstadt liegt das Cathedral Quarter (1), in dem sich – Überraschung – die St.Anne’s Cathedral befindet. Das Viertel ist vor allem für sein gutes Nachtleben bekannt. In kleinen Gassen reihen sich Pubs und Restaurants aneinander, darunter der berühmte Duke of York, der in einer der ältesten Straßen von Belfast liegt. Doch es lohnt sich nicht nur abends hierher zu kommen, mich treibt vor allem eins hierher: guter Kaffee. Den gibt es laut eines Tipps meiner Freundin Niamh vom Food Blog „Eat Like a Girl“ bei Established Coffee (1). Außer dem nötigen Koffein-Kick bekommt man hier außerdem diverse pochierte Eierspeisen und mit Glück auch das ein oder andere nette Gespräch mit einem waschechten Belfaster am einzigen, aber riesigen Tisch im Laden.
Nach dem Frühstück lasse ich mich noch eine ganze Weile durch die Gassen treiben, um einige der Murals im Cathedral Quarter aufzuspüren und bei Tageslicht zu fotografieren. Ein besonders tolles Exemplar mit vielen Berühmtheiten aus Belfast und Charakteren aus gewissen Fernsehserien findet man versteckt im Hinterhof des Duke of York. Übrigens haben dort auch Snow Patrol ihre erste Show gespielt.
Wer sich Kunst lieber indoor ansieht, sollte unbedingt im MAC, dem Metropolitain Arts Centre, vorbeischauen. Dort gibt es neben drei Galerien mit ständig wechselnden Ausstellungen auch zwei Theater, Tanzstudios und ein Café mit Bar.
Am Vormittag: Albert Memorial Clock, the Big Fish und Belfasts „Flat Iron Building“
Richtung Süden geht es raus aus dem Cathedral Quarter vorbei an der Albert Memorial Clock (2), einer Art Mini-Big-Ben, am Queen’s Square weiter in Richtung Lagan. Am westlichen Ufer des Flusses befindet sich der Big Fish (3), eine Keramikskulptur die mit der Geschichte Belfasts bebildert ist – von der Tudor-Zeit bis heute. Schön und gut. Jetzt aber kommt der eigentliche Grund für diesen Abstecher: Dem Volksmund nach soll man intelligenter werden, wenn man den Fisch küsst. Tatsache! Ob man das allerdings in aller Öffentlichkeit tun möchte, bleibt einem selbst überlassen.
Wieder zurück in Richtung Zentrum gelangt man zu Bittles Bar, Belfasts eigenem Flat-Iron-Building und dem direkt gegenüber liegenden, schreiend gelben Jaffe Fountain. An einem Wochentag bietet es sich an, von hier aus zum Victoria Square zu gehen und die Aussichtskuppel zu besuchen. Es ist aber Wochenende, also habe ich ein anderes Ziel.
Mittag: Belfasts City Hall, Köstlichkeiten und Livemusik im St. Georges Market
Auf Städtereisen liebe ich es, auf Märkte zu gehen. Der St.Georges Market (4) ist ein ganz besonderes Exemplar. Neben dem normalen Wochenmarkt am Freitag (den es an dieser Stelle seit dem 17. Jahrhundert gibt!) finden hier am Wochenende Street-Food-Märkte statt – mit allerlei Leckereien, Livemusik, Kunst und Antiquitäten. Bis 3Uhr nachmittags kann man sich hier durch ein buntes Potpourri aus Gebäck, Eingemachtem, lokal Produziertem und Köstlichkeiten aus aller Welt futtern, dabei der folkigen Musik lauschen und Leute gucken. Perfekt fürs Mittagessen, kombiniert mit Kaffee und Kuchen und vielleicht dem ein oder anderen Chutney als Mitbringsel für zu Hause.
Wer es nicht verpassen möchte, schlägt anschließend einen kleinen Haken in Richtung Belfast City Hall (5).
Nachmittags: Queens Quarter mit den Botanischen Gärten, dem Ulster Museum und der Queens University
Zum Nachmittag geht es weiter in Richtung Süden ins Queens Quarter (6), dem Universitätsviertel von Belfast. Hier fühle ich mich auf Anhieb wohl: kleine Bookshops, Vintage-Läden, Cafés, Tafeln mit Kreidesprüchen, hübsche Straßen und natürlich jede Menge Studenten. Mein Tipp: Hier kann man sich besonders gut treiben lassen und in aller Ruhe durch die Geschäfte schlendern, vor einer Bar einen Cider trinken, das Lanyon Building der Queen’s University durchqueren und auf dem Campus auf einer Wiese sitzen und so tun als würde man dazu gehören (hier hat übrigens auch Liam Neeson studiert). Ich entscheide mich für einen Cider im Café Conor und zeichne.
Für heute genug gelaufen ist es nun Zeit für den Park: Die Botanic Gardens (7) liegen gleich neben der Queen’s University und beherbergen sowohl das Ulster Museum als auch ein wunderschönes Palmenhaus. Das Museum ist für mich vor allem durch seine Architektur interessant: rauer Beton, Glas und die Kombination von Alt und Neu sind perfekt für einen „Ugly Pretty Architektur„-Fan wie mich. Im Inneren befinden sich Exponate aus den Bereichen Natur, Kunst und Archäologie. Von Dinosauriern, Skulpturen, irischer Geschichte bis zu einem Goldschatz der Spanischen Armada ist alles dabei – und das bei freiem Eintritt.
Gleich gegenüber liegt das historische Palmenhaus in dem sich ein kleiner urbaner Dschungel breit macht der jedes Kakteenliebhaberherz höher schlagen lässt. Mein Tipp: Gegen Nachmittag ist das Licht hier besonders toll. Außerdem sind stillende Mütter im Palmenhaus herzlich willkommen. Was für ein schönes Vorbild.
Abends: eine Belfast Food Tour
Direkt im Queens Quarter befindet sich The Barking Dog (8), in dem man tolle selbstgemachte Gnocchi bekommt. Wer sich aber am Abend nicht für ein Restaurant entscheiden möchte, sollte sich unbedingt einer Food Tour anschließen. Ich treffe im Hotel auf Phil von „Taste & Tour“ und gleich unser erster Stop gefällt mir: eine Gin Bar! Muriels Café Bar hat Belfasts Signature Drink erfunden: den „Jawbreaker“ – einen Cocktail mit Jawbreaker Gin, Ginger Ale und Honeycomb. Anschließend futtern wir uns quer durch Belfasts Innenstadt und wechseln für jeden Gang die Location. Frische Meeresfrüchte in der Mourne Seafood Bar, italienisch-irische Fusion Kitchen im Coppi und ein buntes Dessert im Muddlers Club. Ich war nach der Food Tour pappsatt und kann das Vorurteil, in Irland gäbe es kein gutes Essen, ein für alle Mal aus der Welt räumen. Extra Tipps für Restaurants: das OX bietet Michelin-Sterne zu bezahlbarem Kurs und in legerer Atmosphäre, The Grill (Made in Belfast) hat wirklich gute Burger und macht meiner Meinung nach den besseren Jawbreaker, der nicht so süß ist (Sorry, Muriel’s) und Hadskis besticht mit offener Küche und Monday Wine Nights.
BONUS: Black Cab Mural Tour und Titanic Museum für regnerische Tage
Nun sind wir mal ehrlich: Dass es in Nordirland mal regnet, das kann durchaus mal vorkommen. Deshalb ist es immer gut einen Plan B zu haben, um im Trockenen zu bleiben.
Als zugezogene Berlinerin weiß ich, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte eines Ortes auseinanderzusetzen, erst recht wenn sie so konfliktgeprägt ist wie in Belfast. Nur so kann man meiner Meinung nach die vielseitige Veränderung überhaupt erkennen und wertschätzen, nachvollziehen, wie die Menschen ticken, und verstehen, was eine Stadt so besonders macht und welche Entwicklungen besonders spannend sind. Am besten eignet sich hierfür die bekannte Black Cab Tour zu den Murals des Nordirlandkonflikts. Die Geschichten, die man von den Taxifahrern zu hören bekommt, sind sicherlich nie ganz objektiv, dafür aber garantiert sehr ausgeschmückt und lebhaft erzählt. Für mich ist das ein ganz essentieller Bestandteil eines Besuchs in Belfast.
Außerdem sehenswert (für mich wieder vor allem von außen) ist das Titanic Museum. Hier wird die Geschichte des berühmten Schiffes vom ersten Hammerschlag bis zum Fund auf dem Meeresgrund interaktiv rübergebracht. Besonders interessant fand ich, zu sehen, wie die unterschiedlichen Kabinen in unterschiedlichen Preisklassen ausgesehen haben. Es lohnt sich, nach dem Besuch auch einmal durch das Titanic Quarter zu schlendern und sich die SS Nomadic anzusehen.
Belfast hat noch so viel mehr zu bieten. Man sollte unbedingt mehr als einen Tag einplanen, um sich die nordirische Hauptstadt anzusehen. Ich habe außerdem auch noch die Umgebung um Belfast erkundet, bin auf der Causeway Coastal Route entlang gefahren, um mir verschiedene „Game of Thrones“-Drehorte anzusehen und natürlich den berühmten Giants Causeway.
Dazu gibt’s dann bald mehr!
Nicht weit von Belfast liegt übrigens Carlingford, eine süße kleine Stadt, die ich im letzten Jahr besucht habe und Teil des sehenswerten Ancient East von Irland ist.
Offenlegung:
Meine Reise nach Irland war Teil einer Kooperation mit iAmbassador und Tourism Ireland. Meine Meinung über die Städtereise nach Belfast, insbesondere Jawbreaker, Fischküsse und die Titanic bleibt natürlich davon unangetastet.
Hi Nina, toller Artikel, der absolut Lust auf Belfast macht!!! Besonders gut gefällt mir dein selbst gezeichneter Stadtplan 🙂
Danke, Jan!
Wie immer tolle Fotos, tolle Scribble und geschafft, dass meine Liste jetzt um Belfast länger wird. LIKELIKELIKE!
Ach schön, das freut mich, liebe Sändi 🙂
Hallo liebe Nina,
schöner Fernweh-Artikel! 🙂
Die Fotos sind wirklich schön und vor allem das knallige „Imagine“-Mural hat es mir angetan! 🙂
Bis bald und liebe Grüße
Lu
danke für die Infos. ich habe eine Frage. kommt man gut ohne Auto klar? Für 3 Tage mit jugendliche, wie viel muss ich rechnen? wollen Zimmer Airnb versuchen. Hättest du auch Tipps für einen 13 jährige, außer Titanic Museum. Danke
Hallo Nadia, wie der Titel des Artikels schon sagt, war ich zu Fuß in Belfast unterwegs. Also ja, man kommt in Belfast gut ohne Auto klar. Ich bin kein Reiseveranstalter, deshalb kann ich dir leider keinen Preis nennen. Meine Tipps für die Stadt findest du im Artikel! Viel Spaß in Belfast 😉
Hallo Nina, danke für den informativen Beitrag. Ich wollte dich mal fragen, ob du in der Queen University drinne warst? Ich möchte die unbedingt besichtigen, aber ich brauche mehr Erfahrungsberichte, bevor ich dahin reise. Denn nach dem Urlaub Obereggen steht Belfast an :). VG