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Mallorca ist für viele nur Sonne, Strand und Ballermann. Doch abseits der bekannten Touristenpfade gibt es ruhige, fast unberührte Natur und spektakuläre Wanderwege. Besonders der Süden der Insel hält einige versteckte Schätze bereit. Eine dieser Routen führt von s’Estanyol zum Torre de S’Estalella – eine malerische Küstenwanderung mit atemberaubenden Ausblicken, alten Fischerhäusern und historischen Wehrtürmen.

Eigentlich kenne ich Mallorca wie meine Westentasche. Die Betonung liegt hier allerdings auf „eigentlich“. Ich war schon so oft auf der Baleareninsel, dass ich Heimatgefühle bekomme, wenn ich aus dem Flieger steige und mir die warme Insel-Brise in die Nase steigt. Ich weiß längst, dass Palma mehr zu bieten hat als Ballermann, dass es mehr als ein „El Arenal“ gibt und man vor allem im Hinterland viel Ruhe findet. 

Aber es ist, wie es immer ist, wenn man mehr als zwei oder drei mal am selben Ort war: Man geht nur noch an die gewohnten Stellen, trinkt seinen Café con Leche immer in den selben Bodegas, hat seine Lieblingsbucht gefunden und kehrt für einen Sundowner immer an diese eine Klippe zurück. Erkundungstouren werden seltener und beim Essen will man auch nicht unbedingt ein Risiko eingehen – frei nach dem Motto: „never change a winning Team“. Eigentlich kenne ich mich also gut aus, aber uneigentlich kenne ich noch lange nicht alles. 

Mallorca Wanderung Spaziergang Geheimtipp s'estanyol Sa Rapita

Von s’Estanyol bis zum Torre de s’Estalella – Den Süden Mallorcas zu Fuß erkunden

Bei meinem letzten Besuch beschloss ich also wieder auf Entdeckungsreise gehen. Neue Ecken der Lieblingsinsel zu Fuß zu erkunden, wieder über Felsen zu krackseln, durch Pinienwälder spazieren, geheime Höhlen suchen und an alte Zeiten denken – mit Wehrtürmen und Schmuggelverstecken – ganz so, wie ich es zuletzt als Teenager gemacht hatte.

Dafür suchte ich mir ein eher unbekanntes Fleckchen ganz im Süden der Insel aus. Westlich von Sa Rapita befindet sich ein Naturschutzgebiet, das aufgrund seiner Nähe zur bekannten Cala Pi oder dem karibisch wirkenden, ewig langen Sandstrand Es Trenc eher spärlich beachtet wird. Völlig zu unrecht, wie sich auf meiner zweistündigen Wanderung herausstellen sollte. Auf meinem Weg vorbei am Leuchtturm von s’Estanyol bis zum Torre de S’Estalella entlang der Küste begegne ich daher keiner Menschenseele.

Faro s'estanyol Mallorca Wanderung Geheimtipp Sa Raptia


Den Mietwagen lasse ich auf dem Parkplatz des Club Nautico (Yachthafen) von s’Estanyol stehen, denn von dort aus kann ich den kleinen schwarz weiß geringelten Leuchtturm schon sehen. Ich muss zugeben: Ich habe einen Faible für Leuchttürme. Irgendwie symbolisieren sie etwas von „der großen weiten Welt“, von Abenteuer und Geschichtsträchtigkeit und das, ohne sich überhaupt vom Fleck zu bewegen. Außerdem machen sie sich natürlich unheimlich gut auf Fotos. Ich marschiere also immer der Nase nach, mein vorläufiges Ziel vor Augen.


Meeresrauschen, geheime Höhlen und Picknick an einem Seeräuber-Wehrturm


Am Ende der Bucht liegt ein in Felsen hinein gebautes Fischerhaus, irgendwer hat eine Schaukel in einen Baum gehängt, die leichte Meeresbrise bewegt das Holz im Wind, kleine selbstgemalte Schilder mit dem Wort „Faro“ weisen den Weg in Richtung Leuchtturm, der für den Moment außer Sichtweite geraten ist. Als ich das Fischerhaus passiere, höre ich, wie die Wellen des Mittelmeeres gegen die Felsen vor mir krachen. Links vom Weg liegt ein alter Bunker und vor mir tut sich das schwarz-weiß-geringelte Gebäude auf. Es ist Anfang Mai, weshalb es am Wegesrand sogar noch bunt blüht und der Horizont ist an dieser Landzunge schier endlos. Der gesamte Anblick erinnert mich an einen Wes Anderson Film und er lädt ein zum Innehalten. Kurz den Wind durch die Haare wehen lassen, in die Ferne schauen und den Moment genießen. 

Leuchtturm Sa Rapita s'Estanyol Mallorcas Süden Küstenwanderung
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An diesem Punkt hat man etwa ein Drittel der Wanderung hinter sich gebracht. Der Weg führt weiter entlang der Küste Richtung Nordwesten, auf der einen Seite gesäumt von rauen Felsen und alten Felsbrüchen, auf der anderen Seite das Naturschutzgebiet. An dessen Rand liegt ganz einsam eine weitere alte Fischerhütte, eins der ältesten Gebäude von s’Estanyol. Ob dort wirklich Fischer gewohnt haben ist allerdings bis heute nicht bewiesen. Alten Geschichten nach können sich hier auch Bauern, Seegrassammler oder sogar Schmuggler niedergelassen haben.

Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert war die Südküste Mallorcas ständig von barbarischen Kaperfahrten der Korsaren bedroht. Barbarossa und Konsorten haben den Verteidigern der Insel keine Ruhe gelassen. Daher stammt auch der 1577 erbaute Torre de S’Estalella, der sich langsam am Horizont vor mir auftut. Ich klettere durch eine Mauer, irgendwo an dieser Stelle muss eine versteckte Badegrotte sein, eine Höhle mit natürlichem Pool. Allerdings ist diese Höhle und deren Eingang wohl so geheim, dass ich sie nicht finde. „Typisch“ denke ich und setze mich stattdessen an den Turm, packe meine mitgebrachte Ensaimada aus, schaue aufs Meer und male mir Schmugglergeschichten aus. 

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Infos zum Wandern auf Mallorca

Die Küstenwanderung in s’Estanyol mit allen nötigen Daten bei Outdooractive
Die Wanderung dauert ca 2 Stunden für Hin- und Rückweg und geht immer die Küste entlang. Sie ist für Kinder und Spaziergänger geeignet.

In der Nähe von s’Estanyol

  • Der kilometerlange Strand Es Trenc, mit karibisch-blauem Wasser und Paraglidern
  • Die Cala Pi, eine der schönsten, aber somit auch bekanntesten Buchten der Insel
  • Der südlichste Punkt der Insel, das Cap de Ses Salines und die Salinen
  • Kakteenaussellung bei Botanicactus in Ses Salines

Unterkunft

Ich empfehle die Finca Son Vega in der nähe von Santanyi

Mobil

Auf Mallorca ist man am besten mit dem Mietwagen* unterwegs.


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