„Saale-Wo?“ war wohl die häufigste Frage, als ich im August in meinem Umfeld erzählt hab, dass meine erste Reise seit dem C-Wort nach Saale-Unstrut geht. „Toskana des Nordens!“ war dann meine enthusiastische Antwort, mit der Erklärung dass diese wunderbare Urlaubsregion nicht einmal 2 Stunden von Berlin entfernt liegt. Hügelige Landschaften, hübsche kleine Dörfer, guter Wein, eine Prise Ugly-Pretty und sogar UNESCO Weltkulturerbe hat dieser schöne Flecken Erde zu bieten und qualifiziert sich meiner Meinung nach damit zum echten Geheimtipp in Deutschland.
Ich hab zwar schon immer gesagt, dass unser Heimatland auch ganz schön schön ist. Aber gerade jetzt, wo wir nicht unbedingt weit in die Ferne schweifen können und wollen, lohnt es sich ganz besonders, sich mal vor der Haustür und hinterm eigenen Garten etwas näher umzusehen. Wer also gerade verzweifelt, weil die Ostsee schon bis 2022 ausgebucht ist, dem möchte ich jetzt mal mit 5 illustren Dingen die Region Saale-Unstrut schmackhaft machen.
1. Historische Orte
Noch im Juli saß ich über einem Kreuzworträtsel mit der Frage: „Ikone im Naumburger Dom mit 3 Buchstaben“. Ich hatte nicht den geringsten Schimmer und trug aus Witz „Udo“ ein. Doch nicht einmal zwei Wochen später war ich um einiges schlauer: Besagte Ikone nennt sich Uta von Ballenstedt und wird über die Jahrhunderte als „schönste Frau des Mittelalters“ bezeichnet. Das und noch ein paar andere spannende Dinge zum Naumburger Meister, den Bedeutungen der einzelnen Bauelemente lernte ich bei einer Führung im Dom, der übrigens zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Am aufregendsten ist der Bestieg des Turms, denn die Wendeltreppen sind an vielen Stellen nach draußen offen – für Leute mit Höhenangst ist das eher mit Vorsicht zu genießen.
Neben dem Naumburger Dom gibts in der Region Saale-Unstrut noch einige andere coole geschichtsträchtige Orte. Der Dom und das Schloß in Merseburg, mit all seinen Sagen und Geschichten rund um gestohlene Ringe, hungrige Prinzessinnen und Zaubersprüchen gehört genau wie unter anderem auch das hübsche Schloß Neuenburg zur Straße der Romanik.
2. „Toskana des Nordens“
Ich habs euch schon gesagt und es handelt sich nicht (nur) um einen ollen Werbespruch: Die hügelige Landschaft, die Weinreben, das güldene Licht, die Mischung aus alten Gemäuern und Natur, ein türkisblauer See, ein guter Vino: Wer in Saale-Unstrut nicht wirklich ein bisschen Dolce Vita spürt, hat Ramazzotti nie geliebt (den Eros).
Schon vom Zugfenster aus sieht man sie, die Weinberge. Am schönsten sind sie wohl bei Freyburg, der kleinen Winzerstadt aus der auch der gute alte Rotkäppchen Sekt kommt. Die Aussicht vom Weinberg auf die Stadt ist einmalig schön. (Noch schöner wird sie nur mit einem kühlen Glas Rosé in der Hand.)
Perfekt für einen heißen Sommertag ist der Geiseltalsee. Wo heute türkisblaues, schier endloses Süßwasser im Sonnenlicht glitzert war früher ein Braunkohle Tagebau, der Anfang der 2000er Jahre geflutet wurde. Jetzt ist hier der größte künstliche See Deutschlands, mitsamt sämtlichen Freitzeitangeboten von Hausboot, über Segeln, bis Stand-Up-Paddling.
3. Alles handgemacht
Während meiner Reise nach Saale-Unstrut durfte ich ein paar spannende Menschen und deren Geschichten kennenlernen. Menschen, die für ihr Handwerk brennen und mit ganz viel Liebe Produkte schaffen, mit denen man die Region erschmecken, erschnuppern und erfühlen kann. Und das sind ja nun genau die Sinne, die beim Reisen unterbewusst ganz viel bewirken. Mit Kräuterhexe Jenny spazierte ich durch ihren duftenden Garten, lernte, wie man Brennesseln richtig erntet und schnippelte ein großartiges Wildkräuterpesto. Bei Schnapsbrenner Matthias durfte ich einen (S)maracujabrand probieren und mit Bäckermeister Helge ein Hanfbrot backen. Es lohnt sich auf jeden Fall den Handmachern der Region mal einen Besuch abzustatten.
Infos zu den Kräuterwanderungen gibts hier, die Edelbrennerei Schloss Neuenburg hier und leckeres Brot gibts in Freyburg bei Sommerwerk. Weitere tolle Handmacher, wie zB einen Schmied, eine Ziegenkäserei, eine Alpakafarm oder einen Bienenlehrgarten findet ihr hier. Da sag noch mal einer in Saale-Unstrut gäbs nur Wein.
4. Ugly-Pretty
Leute, watt soll ich sagen: Wenn ich bröckeligen Putz, verschossene Wandfarben und Geister-Schilder sehe geht mir das Herz auf. Wisster ja. Und der schnuckelige Ort Weißenfels an der Saale hat ganz viel davon – Ugly-Pretty wohin man sieht. Alte Villen, große Backsteinfabriken und ein Schloß, das nur zur Hälfte renoviert ist. Was hätte ich da überall drin gerne Mäuschen gespielt!
Klar, viele Menschen finden einen solchen Anblick eher traurig – gerade wenn das Geld fehlt um Denkmal-geschützten Gebäuden neues Leben einzuhauchen und sie vor dem totalen Verfall zu schützen. Doch Nichts erzählt so viel über den Charakter und die Geschichte eines Ortes wie die verblichenen Letterings, die Einschusslöcher aus dem Krieg, die ursprünglichen Wandbemalungen, die an manchen Stellen unter dem Putz hervorblitzen, die rostigen riesigen Laternen an Sovjetbauten. Mich inspirieren solche Orte ungemein, ich stelle mir vor, wie das Leben dort vor 10, 50 oder 100 Jahren gewesen ist. Es sprießen die Ideen, was man alles tolles aus den alten Schätzen machen könnte. Ich will alles fotografieren und Zeichnen. Weißenfels ist so ein Ort.
5. Kunst & Kultur
Was mich wirklich überrascht hat, war wie viel coole Kunst mir in der Region begegnet ist – ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht unbedingt erwartet habe. In Merseburg konnte ich sogar bei der Entstehung eines riesigen Kunstwerkes live dabei sein. Im Schloßgartensalon vollendet noch bis November die Leipziger Künstlerin Antoinette ihren „Altar der Europa„, eine 5 mal 20 Meter große Studie zum Mythos unseres Kontinents und der Figur der Europa an sich – und jeder kann ihr dort dabei zusehen.
In Weißenfels mochte ich vor allem die Kunstinstallation in den Fenstern eines alten Gasthauses gegenüber dem Geleitshaus sehr. Hier wurden Fotografien von Horst P. Horst von Studenten aus Merseburg neu interpretiert. Besonders cool sieht die Wand von der Treppe zum Schloß Neu-Augustusburg aus. Für Musik-Nerds lohnt sich ein Besuch im Heinrich-Schütz Haus, hier lernt man was über das Leben des Deutschen Komponisten, sein Werk und kann mit Hilfe eine App auch selbst komponieren und sich sein Stück als Notenblatt mit nach Hause nehmen.
Noch mehr Eindrücke von meiner Reise ins Land aus Wein und Stein gibt es in dem Video, das während meines Aufenthaltes entstanden ist. Mir hat der Dreh super viel Spaß gemacht und ich denke das kommt im Film auch rüber.
Und? Hab ich euch Saale-Unstrut ein bisschen schmackhaft gemacht? Meldet euch gerne in den Kommentaren, wenn ihr noch Fragen habt oder selbst ein paar Tipps für die Region abgeben wollt.
Tipps
Saale-Unstrut & Corona
Jedes Bundesland hat andere Regeln zur Eindämmung der Pandemie. Deshalb informiert euch bitte vor eurer Reise über die aktuell geltenden Maßnahmen. Das geht zum Beispiel auf der Seite des Tourismusamtes.
Hinkommen
Von Berlin aus mit dem ICE nach Halle an der Saale dann ab in den Regio. Der hält sowohl in Weißenfels als auch in Naumburg. Das Ganze dauert nicht einmal 2 Stunden.
Rumkommen
Vor Ort ist man mit dem Auto auf jeden Fall am mobilsten. Es gibt aber auch tolle Radwanderwege und die einzelnen Orte sind nie mehr als 15km von einander Entfernt.
Unterkommen
Ich war im Parkhotel Güldene Berge in Weißenfels untergebracht, einem wirklich liebevoll geführten Familienbetrieb in einer Villa mit tollem Garten, schönen Zimmern und gutem Essen. Bei meinem ersten Hotel-Aufenthalt während der Pandemie habe ich mich hier wirklich sehr wohl und sicher gefühlt.
Weiterkommen
Wer sowieso schon in der Region ist sollte unbedingt einen Abstecher nach Halle machen – eine meiner heimlichen Lieblingsstädte in Deutschland. Mit einem Trip nach Leipzig lässt sich Saale-Unstrut auch prima verbinden.
Weiterlesen
Jessica von Yummytravel war kurz nach mir in der Region und hat 8 Reisetipps für Saale-Unstrut.
Auf der offiziellen Webseite von Saale-Unstrut Tourismus findet ihr auch noch mal viele Tipps und Informationen.
Noch mehr „Illustre Dinge“ findet findet ihr hier.
Offenlegung:
Ich war im Zusammenhang mit einer Videoproduktion im Auftrag von Saale Unstrut Tourismus in der Region unterwegs und wurde dafür auch bezahlt. Meine Meinung über Vino, verblichene Hauswände und Brennesseln bleibt davon unbeeinflusst. Ich empfehle nur, was mir auch wirklich gefallen hat.
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Stichwort Ugly-Pretty;) I feel you…..
Ich war nur mal kurz in Merseburg, aber werde die Gegend in Zukunft mal auf dem Schirm haben.
Vielen Dank für diesen süßen Artikel!
Und auch nochmal vielen Dank für deine GIFs auf Instagram 🙂
Nutze ich sehr regelmäßig 😉
Ganz liebe Grüße
Rebecca
von Wildnest
woooow. Ich habe deine Blog entdeckt, weil es morgen nach riga geht (also eigentlich hat ihn Maurice entdeckt – Grüße!)
Voll süß, was du über Halle schreibst. Und natürlich gefallen mir deine Artikel auch so 😉
Liebe Grüße,
Eine Hallenserin 😉
Oh, wie lieb von dir! Viel Spaß in Riga!