„Viel Spaß! Und… ich möchte Bilder gewhatsapped bekommen, ja?“ Mit diesen Worten verabschiede ich meine Mitbewohnerin in ihren Griechenland Urlaub. „Gewhatsapped“… Jaaa, ich weiß! Aber eigentlich ist es doch schön, auf diese Weise an ihrer Reise teilhaben zu können, oder? Bei meinem Frühstückskaffee zu sitzen, in den ich neuerdings Zimt streue, damit er ein bisschen so schmeckt wie in einem der fancy Kaffeeläden am Landwehrkanal, und ein Foto von einem Griechischen Strand mit drei Berliner Grazien drauf anzuschauen. Lächelnd lege ich das Telefon weg, die Füße hoch und freue mich.
Wie krass das damals war, überlege ich mir. Als es noch hieß: „schreibst du mir eine Karte?“ und so ein Abschied irgendwie eine Ewigkeit in der man rein gar nichts von einander hören würde bedeutete. Ich weiß noch wie meine Freundinnen und ich uns statt Karten ganze Briefe aus dem und sogar in den Urlaub schickten. Während andere Beachball spielten, schrieb ich Briefe mit lila Filzstift. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen richtigen Brief bekommen habe. Mal abgesehen vom Finanzamt. Die „Airmail“ Briefumschläge liegen heute nur noch zur Deko auf meinem Schreibtisch. Aber vermisse ich was?
Im Internet kursieren Videos über unsere schlechten Angewohnheiten mit Smartphones und Artikel die uns erzählen, dass wir uns nicht mehr verirren können. Leute, die all ihre Apps löschen und mal abschalten. Für einen Moment stimme ich zu, denke an früher und wünsche mir ein Wochenende ohne Telefon, ohne Computer, nur mit Freunden, gutem Wein und einem Buch. Wann habe ich das letzte Mal ein Buch gelesen? So komplett bis zum Ende? Wann hab ich das letzte Mal Mau gespielt? Ich besitze nicht einmal ein Kartenspiel. Dafür habe ich ein Taschenakkuladegerät. Damit das iPhone durchhält auf meinen Reisen. Ich rede mir gerne ein, dass vieles mit meinem Beruf zu rechtfertigen ist. Ist es auch. Aber alles? Jederzeit?
Ich denke es gibt da kein schwarz oder weiß. Das Internet ist super. Smartphones sind super. Ich mag Instagram. Und Twitter. Und Google Maps. Trotzdem bin ich ein glücklicherer Mensch, seitdem mein iPhone dauerhaft auf „Nicht stören“ geschaltet ist und mich nicht ständig blinkend oder vibrierend zur Kommunikation zwingt. Und ich schreibe Postkarten. Von jeder Reise.
Man muss sich dem Ganzen nur bewusst werden. Dann klappts auch wieder mit dem Verirren.
Du hast kein Kartenspiel?!?! Meine Liebe, wir müssen dringend mal ne Runde Rommé spielen. Oder Uno. Oder beides.
Ich habe gerade nachgesehen: Ich hab doch eins, sogar mit der Queen drauf. Aber ich kann nur Skat. Und Mau Mau.
Na dann bin ich ja beruhigt… 😉
Ich finde auch, dass man sich von seinem Telefon eben nicht den Tag versauen lassen sollte. Es sollte uns nicht abhängig machen, sondern uns helfen. Wenn wir uns verirren, wenn wir die Uhrzeit brauchen, wenn wir zu faul oder zu müde sind Kopfzurechnen.
Trotzdem geht nichts über Spieleabende mit Freunden, Mensch-Ärger-Dich-Nicht, bei dem die Würfel durch die Gegend fliegen. Oder bei Kerzenschein da sitzen und häkeln. Das einzige, wozu dann das iPhone gut ist: leichte Musik abspielen und träumen.
Schöner Gedanke. Schön beschrieben. Danke fürs nachdenklich machen, Nina!
Mich machen alle „multimedialen“ Dinge auch glücklich. Es ist einfach schön, immer wieder etwas über das Leben meiner Freunde zb. über Instagram mitzubekommen, gerade wenn man mal eine stressige Phase und einfach keine Zeit findet, sich zu treffen oder mal zu schreiben. Und je nach Lebensphase kommt das ja schon bei mir oder bei den Freunden vor. Und gleichzeitig habe ich es in meinem letzten Urlaub sehr genossen, unfreiwillig kein Wlan zu haben und einfach mal eine Woche nichts zu machen – ich denke, ich hätte mir diese „Auszeit“ aber nicht bewusst genommen, hätte nur versucht, mein Handy öfter wegzulegen. Und Karten schreiben und Karten spielen mache ich immer noch 🙂
Ich find ja, beides muss sein. Ich möchte mein Smartphone (und einige apps) nicht missen, freue mich über Kontakt via whatsapp aus meinem (und andrer Leute) Urlaub – aber ich schreibe und empfange auch gern gute alte Postkarten. Für dieses Jahr habe ich mal gesammelt http://zypresse.jimdo.com/2013/10/07/unterm-baum-geschrieben-und-ins-haus-geflattert/#permalink – und komme glatt schon auf 18 Karten in grad angefangenen 10 Monaten. Ich find, das kann sich sehen lassen.