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Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Veränderung.

Auf der einen Seite ist da die Nina, die nicht wirklich lange an ein und demselben Ort sein kann, die es nicht lange in ein und dem selben Job aushält und die schnell alles irgendwie langweilig findet. Auf der anderen Seite ist da die Nina, die mit 6 bitterlich geweint hat, als der alte grüne Familien VW Passat gegen ein neues Auto ausgetauscht wurde, die nur schwer Dinge wegwerfen kann und der Gedanke einer Schließung des Flughafens Tegel Bauchschmerzen bereitet. Es ist schwer eine Grenze zu ziehen zwischen guter und schlechter Veränderung. Es ist schwer sich von Dingen zu trennen, mit denen man Erinnerungen verbindet und es ist schwer das Leben oder die Welt dahingehend zu verändern, dass sie für alle beteiligten eine Verbesserung darstellt. Veränderung ist immer irgendwie subjektiv. Ich war 5 Jahre alt, als die Mauer gefallen ist. Ich habe ein geteiltes Deutschland nicht bewusst erlebt und keine Erinnerungen an die Wende. Ich war mit 23 zum ersten Mal in Berlin. Damals lief ich entlang einer Pflastersteinline, die das geteilte Berlin noch heute kennzeichnet und stand mit Gänsehaut vor der East Side Gallery. Nicht, weil mich die dort aufgemalten Kunstwerke so berührt hätten, sondern weil ich mir durch diesen letzten, noch stehenden Teil der Mauer überhaupt erst ansatzweise vorstellen konnte, wie es gewesen sein muss. Das ist kein Sensationstourismus. Das ist Erinnerungen fühlen. Kein nachträglich errichtetes Denkmal, kein Museum und kein Buch kann schaffen, was solche Orte schaffen. Deshalb ist es wichtig, dass sie erhalten bleiben.

 

 

Ich verstehe nicht, wie es passieren kann, dass einfach heimlich, still und leise Teile eines Denkmals abgetragen werden. Ob nun, für den Wiederaufbau einer Brücke oder den Bau von Luxuswohnungen, fürs allgemeine Wohl oder den Geldbeutel von Stadt und Investoren. Heute auf der Demonstration vor der East Side Gallery wurde vor allem eines klar: Es herrscht Unaufgeklärtheit und Unwissen darüber, was wirklich gerade passiert. Deshalb ist man erstmal pauschal dagegen, weil alle dagegen sind.

Gegen die Veränderung eines Symbols der Veränderung.

 

Die Demo heute und die Unterzeichnung dieser Petition führt hoffentlich zu mehr Aufklärung und bewussteren Umgehen mit einem Denkmal wie der East Side Gallery.

4 Comments

  • Gesa sagt:

    Ganz toll geschrieben, Nina! Hat mir das ganze Debakel irgendwie endlich ein bisschen näher gebracht, wo ich doch grad so weit weg bin…

  • Bärbel sagt:

    Liebe Nina! Auch meine Seele enthält das Hin und Her aus Weiterschreiten und Festhalten wollen. Denn beides kann die Freiheit einschränken: wenn verloren geht, was wir für gewiss halten und wenn uns etwas bindet, ohne Türen zu öffnen. Reisende sind Enthusiasten der Freiheit!
    Ich kenne die DDR noch, als sie DDR war und war vor der „Öffnung“ häufiger in B-Ost als in B-West (aus Wessiland kommend). Und dennoch wissen wir auf der Sonnenseite (alter Ostwitz: Was sagt die Sonne, wenn sie untergeht? Zum Glück bin ich wieder im Westen!) nicht wirklich, was die Mauer bedeutet hat. Kurz nach der Wende gab es, eingelassen in die Unterbrücke des Bahnhofs Friedrichstraße noch ein Plattengeschäft, das mich fasziniert hat. Plattenspielerschallplaten aus der DDR … Ernst Busch und Konsorten … ein Besitzer, der die Gitter hochzog, wenn ich dort zu sehr früher Stund mit dem Nachtzug ankam. Irgendwann war der Laden weg. Meinst Du, mir gefällt das? Oh no!

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