Ihr wisst ja, ich liebe Städtereisen. Und vor allem liebe ich es, in Städte zu reisen, die nicht auf jeder Bucket List stehen. Irgendwann kriegt ihr von mir auch noch mal eine Liste über meine liebsten kleinen Underdog-Städte in Europa. Jetzt aber möchte ich erstmal eine ganz besonders hervorheben: Graz. Bei meinem zweiten Besuch letzten Sommer habe ich mich wieder neu in die österreichische Stadt verknallt. Locker entspannte Atmosphäre, cooles Design, unaufgeregte Leute, ganz viel Grün, ein bisschen Dolce Vita und einen ordentlichen Spritzer Kürbisgkernöl oben drauf.
Vor allem in jetzigen Zeiten, in denen während COVID-19 und der herrschenden Vorsichtsmaßnamen und Hygiene einfach andere Vorraussetzungen und Wünsche an eine Städtereise gestellt werden, ist Graz eine Überlegung wert. Die Stadt ist nicht touristisch überlaufen, die Restaurants sind geöffnet und die Fallzahlen (zur Zeit) schwindend gering. (Aktuelle Zahlen findet ihr hier)
Sollte euch das immer noch nicht überzeugt haben, sind hier meine 5 illustren Dinge, die ich an Graz mag – wie immer bunt illustriert von mir höchstpersönlich.
1. Entspannte Größe
Warum ich „kleinere“ Städte für Citytrips so liebe? Man kann meistens alles zu Fuß entdecken. Kein unnötiges rumstehen in Ubahntunneln, kein „wie komm ich jetzt abends nach der Bar noch zurück ins Hotel?“ und das Beste: Man sieht viel mehr! Als zweitgrößte Stadt Österreichs ist Graz jetzt auch nicht gerade mini, aber man kann sich wirklich alles entspannt „erlaufen“. Die meisten spannenden Sachen liegen im Zentrum und eigentlich ist nichts weiter als 15 Minuten Fußweg von einander entfernt. Wer keinen Bock auf Laufen hat oder etwas doch ein bisschen weiter weg ist: Es gibt supergute Radwege (Radfreundlichste Stadt Österreichs, hallo!?) und die Straßenbahnen sind im Stadtzentrum kostenlos! Saywhat!
Besonders entspannt finde ich an Graz, dass die Stadt nicht überfüllt ist. Es gibt wirklich nur wenige Touristen, selbst an Sight-Seeing-Hotspots wie dem Schloßberg ist nicht die Hölle los. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ein absoluter Pluspunkt, finde ich.
2. Kunst & Design
Schon in meinem letzten Artikel zu Graz habe ich euch erzählt was für ein tolles vielfältiges Angebot an Museen, Galerien und Events rund um das Thema Kunst und & Design es in der Stadt gibt. Im Mai findet immer des „Designmonat“ statt, an dem viele Shops teilnehmen, Workshops und Vorträge organisiert werden und ein Designmarkt stattfindet. Im Kunsthaus, Joanneumsviertel und Künstlerhaus gibt es eigentlich immer spannende Ausstellungen (ich habe dort zB im letzten Jahr die Ausstellungen von Jan Böhmermann und Jun Yang gesehen, die beide mega waren). Außerdem findet man eigentlich über die ganze Stadt verteilt überall cooles Design und Kunsaktionen, Installationen und natürlich auch Street Art.
3. moderne Architektur
Was man von einer pittoresken österreichischen Stadt eigentlich erstmal erwartet sind hübsche Kirchtürme, bunten Fresken auf den Fassaden, ein bisschen Fachwerk, ein bisschen Renaissance, etwas Barock und so weiter. All das findet man auch in Graz. Nur dass mitten in dem Bilderbuch-Märchenland auf einmal ein riesiges, waberndes, organisches Glasgebäude mit Noppen auftaucht, eine muschelförmige Insel aus Metall in der Mur schwimmt oder dich die vielen Bullaugen eines Zaha Hadid Hauses anglotzen. Die Grazer nennen ihr blaues Kunsthaus liebevoll „Friendly Alien“ – eben der Sonderling, der sich freundlich an seine Umgebung schmiegt. Überall in der Stadt findet man Beispiele für richtig gut gelungene moderne Architektur. Aber auch das „Alte“ hat es in sich. Am Hauptplatz konkurrieren die barocken Altstadt-Fresken miteinander und buhlen um Aufmerksamkeit. In der Grazer Burg gibt es eine Doppelwendeltreppe aus dem 15. Jahrhundert – die „Versöhnungsstiege“ (weil man, selbst wenn man getrennte Wege auf der Treppe geht, zwangsläufig irgendwann wieder aufeinander zugeht… hach!).
Die UNESCO hat die historische Altstadt von Graz zum Welterbe erhoben, eben genau weil hier so gut Altes und Neues miteinander verschmelzen kann. Find ich auch.
4. unaufgeregte Coolness
Bei meinem ersten Besuch hab ich kaum ein paar Schritte aus dem Hotel raus gemacht und schon sah ich einen Typ auf dem Surfbrett, der mit Hilfe eines Seils auf der Mur quasi Wasserski auf den Stromschnellen des Flusses fuhr. Das alleine wäre ja schon cool genug, aber was mich noch mehr faszinierte war, dass das niemanden sonst wirklich zu interessieren schien. Außer mir guckte keiner zu. Da war keine Crowd wie am Münchener Eisbach, die ihm zuguckte oder auf den eigenen Auftritt wartete. Das war einfach genau so normal als wäre der Typ nur ein Fußgänger auf dem Weg zur Arbeit. Ich mag dieses Unaufgeregte. Ja, es gibt auch hippe Cafés, ja es gibt viele kreative Leute und Shops, es gibt coole Viertel und Bars. Aber trotzdem wirkt die Stadt (für mich als Touristen) sehr bodenständig. Es ist hier genau so cool sich mit seinen Kumpels im überkanditelten Tanten-Café zu treffen und feist Sahnetörtchen zu futtern, wie sich Avocado-Toast und nachhaltig angebauten Flat White auf selbst designten Tischen reinzufahren. Wenn man Glück hat gibts im Tanten-Café sogar Avocado-Toast.
Wisst ihr, was ich meine?
5. Dolce Vita
Graz wird meiner Meinung nach nicht umsonst liebevoll „die nördlichste Stadt Italiens“ genannt: Mediterane Farben, sonniges Klima, ein Aperol Spritz vor 13Uhr und überall großartiger Café. Vor allem das Flair auf den Wochenmärkten erinnert an Bella Italia. Auch Einfluss der südlichen Nachbarn in der steyrischen Küche lässt bei einem Graz-Besuch immer wieder ein bisschen Dolce Vita Gefühl aufkommen. Ich liebe das! Ich könnte stundenlang auf dem Lendplatz sitzen und dem bunten Treiben zuschauen, dem neuesten Klatsch&Tratsch vom Nachbartisch lauschen und dabei an meinem Spritz nippen und Oliven und Käse Stand gegenüber kosten. Man merkt in Graz deutlich, dass die Österreicher eben doch ein bisschen näher am Mittelmeer dran sind als wir Deutsche.
BONUS: versteckte Botschaften
Na gut, einen hab ich noch! Ich weiß nicht, ob das unbedingt besonders für Graz ist, hier ist es mir aber besonders aufgefallen: Überall in der Stadt findet man (kleine) versteckte Sätze, Botschaften und Wörter auf Stromkästen an Wänden oder über Eingangstüren. Immer wieder lief ich grinsend durch die Gassen, weil ich wieder einen Aufkleber, ein Schild oder ein Schaufenster gesehen hatte, was mich fröhlich gestimmt hat. Good Vibes everywhere, Baby!
Nicht nur deshalb, sondern vor allem wegen der anderen 5 Dinge ist Graz so eine liebenswerte Stadt und ein echter „Geheimtipp“ in Sachen Städtereisen. Ich komme immer wieder gerne hierher zurück und habe längst noch nicht alles gesehen. Ich hoffe ein nächstes Mal kommt bald 🙂
Seid ihr schonmal in Graz gewesen? Was mögt ihr an der Stadt?
Tipps
Graz & Corona
Aktuelle Informationen zu den Pandemie-Maßnahmen und COVID19-Fallzahlen in Graz findet ihr hier und für die Steiermark hier.
Stand 12. Juli besteht eine Maskenpflicht in Bus&Bahn nicht aber in Restaurants oder Supermärkten, an allen öffentlichen Orten gelten wie bei uns Abstandsregeln (in Österreich ist das 1 Meter).
Bitte informiert euch auch immer beim Auswärtigen Amt über die aktuellen Reisebeschränkungen.
Rumkommen
In Graz lässt sich wie gesagt alles prima zu Fuß erreichen, aber auch die Radwege sind super. Mit der Altstadt Bim (der Straßenbahn) fährt man in der Altstadt gratis.
Unterkommen
Letztess Mal bin ich direkt im hippen Lendviertel im Lendhotel* untergekommen. Von einem vorherigen Besuch kann ich aber auch das Hotel Wiesler* sehr empfehlen. Hier gibts noch weitere Hotels in Graz*.
ÜBRIGENS! Gerade gibt es auf der Webseite von Graz Tourismus eine Sommer Aktion bei der ihr für ein Wochenende in Graz eine Übernachtung geschenkt bekommt. Alle Infos dazu gibts hier.
Weiterkommen
Graz eignet sich natürlich auch super als Ausgangspunkt für eine Reise durch die Steiermark, zum Beispiel ins Thermenland. Darüber hatte ich hier schonmal geschrieben.
Weiterlesen
Hier findet ihr meinen Artikel mit allen Tipps für ein langes Wochenende in Graz.
Angelika von Reisefreunde hat einen tollen Picknick-Tipp.
Mehr über die Architektur in Graz erfahrt ihr von Keith auf Velvet Escape.
Nina von Reisehappen hat steirische Spezialitäten, die ihr in Graz probieren solltet zusammengestellt.
Offenlegung:
Ich bin inzwischen mehrmals in Graz gewesen, davon einmal in Zusammenarbeit mit Graz Tourismus. Dieser Artikel ist freiwillig und ohne zusätzliche Bezahlung entstanden.
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Hallo liebe Nina,
ich bin gerade über deine Seite gestoßen und finde deinen Artikel über Graz wirklich wundervoll! Da ich bald in die Nähe dieser schönen Stadt ziehe, aber das letzte Mal vor Jahrzehnten dort war, freue ich mich nun umso mehr, Graz so richtig zu erkunden.
Vielen Dank also dafür und ich lass dir ganz liebe Grüße da! 🙂
– Katja
Hallo Katja! Das freut mich sehr. Du kannst auch noch mal ein bisschen bei mir und den anderen Blogs stöbern, Graz ist wirklich eine tolle Stadt. Ich wünsche dir alles Gute für die neue Zeit!