Für die einen sind es Notitzbücher, für die anderen die Sprachmemo-Funktion ihres Smartphones oder der Facebookstatus und für mich ist es meistens Twitter. Der Ort wo man kleine Gedankenfetzen hinterlässt, Dinge die einem auffallen, die einen nerven oder freuen. Auf Reisen ist das bei mir natürlich besonders ausgeprägt und schlängelt sich meist entlang eines unsichtbaren roten Fadens. So veröffentlichte ich zum Beispiel während meiner Island Reise mit Lisa Facebook-Stati mit den Dingen, die wir an diesem Tag in Island gelernt hatten. Während meines ersten England Road Trips 2011 führten wir Tagebuch über die Dinge, die wir aus Versehen gemacht hatten. Und jetzt, zurück auf der Insel, fing ich eher unabsichtlich damit an, „Dinge, die ich an England mag“ auf Twitter zu sammeln. Und wie das mit Twitter so ist, verschwinden diese Tweets dann irgendwann im Archiv, deshalb gibts meine geistigen Ergüsse jetzt hier in Form von Fotos und Kritzelei.
1. Man wird überall mit „Love“ angesprochen
Kaum hatte ich einen Fuß auf Englands Boden gesetzt, fiel mir diese nette Eigenart der Briten wieder auf. Das freundliche Personal am Flughafen in Manchester und am Bahnhof, die ich nach dem besten Weg nach Liverpool befragte, entgegneten mir alle mit einem „How can I help you, Love?“ oder „My pleasure, Love!“. Ich weiß noch, wann mir das das erste Mal aufgefallen ist. Mit Anfang 20 irgendwo im Londoner East End, in einem Zeitungsladen, eine liebe hutzlige Omi nannte mich „Love“ und für einen kurzen Moment fühlte ich mich wie ihre Enkelin und verließ mit einem Lächeln den Laden. Irgendwie schade, dass es das bei uns nicht gibt. Und ich fürchte auch insgeheim, das sämtliche Feministinnen auf die Barrikaden steigen würden, würde man bei uns anfangen Frauen im alltäglichen Leben „Liebes“ zu nennen.
2. Hübsches Packaging von Supermarktprodukten
Schon während meines Grafikdesign-Studiums habe ich gelernt, dass im Prinzip die Verpackungen von Lebensmitteln (und auch anderen Dingen) überall hübscher und intelligenter sind, als in Deutschland. Der Deutsche an sich ist wohl eher der Cilit-Bäng-Chio-Chips-Typ. Ich bin es nicht. Ich hab schon immer lieber Dinge gekauft, die schön verpackt waren und dafür eben ein bisschen mehr Geld ausgegeben. Ich schließe vom Äußeren aufs Innere und bin da wohl einfach das perfekte Opfer: Was gut aussieht muss auch gut sein. Durch mein Studium hat sich da eine kleine Angewohnheit eingeschlichen: Auf Reisen in Supermärkte spazieren und Verpackungen gucken. Die Schönsten gibt es unter anderem in Großbritannien.
3. Klatschzeitungen für unter 1 Pfund
Während unseres Road Trips hatten meine Freundin und ich den Pakt, alles zu machen was nur 1 Pfund kostet. Und nicht nur, dass wir uns irgendwann in einer Geisterbahn und einer Dinosaurierausstellung wiederfanden, oder ich einen ziemlich fiesen Schokoriegel auf dem „not for girls“ drauf stand probierte, so kauften wir uns bei jedem Tank-Stopp jeder eine Klatschzeitung für 60p. Diese Zeitschriften sind quasi das „Mitten im Leben“ des geschriebenen Worts. „Real Stories“ von Frauen, die vom Ex ihrer Schwester entführt wurden, der neueste Tratsch über Kate Middleton, Bastelanleitungen aus Zahnstochern, Selfies von Debbie aus Newcastle mit Victoria Beckham und jede Menge Sudokus. Bis heute kaufe ich bei jedem Englandbesuch einen Stapel dieser wertvollen Literatur, allein weil sie so schön bunt ist und ich schon früher immer gerne einen Nebenjob als Grafiker bei der Bravo wollte.
4. Das „Achtung hier überqueren Omis die Straße“ – Schild
Als meine Freundin auf damaligen Trip irgendwann rief: „Hast du das Schild gesehn?? Ein Elderly People Schild!“ hielt ich das erst für einen Scherz. Doch ein paar Tage später kamen wir wieder an einem vorbei und auch jetzt begegnete ich diesem herzhaften Verkehrshinweis. Äußerst sinnvoll, findet ihr nicht? Jetzt mal davon abgesehen, dass alte Menschen genau wie alle anderen Menschen so ziemlich überall die Straße überqueren, finde ich es wunderbar das Ganze an hoch frequentierten und schlecht einsehbaren Orten noch einmal deutlicher hervorzuheben. Kudos!
5. Echte Geisterschlösser
Geisterschlösser sind natürlich ein Mythos. Aber genau so wie die Isländer an ihre Elfen glauben, findet man in England noch richtige Geisterschlösser mit… Geistern. Ich habe das auch nicht wirklich geglaubt, bis ich selbst eines besucht habe. Muncaster Castle ist das wohl meist von Geistern heimgesuchte Haus in England und die Geschichten über Sichtungen von Paranormalem häufen sich. Einmal im Jahr kommt ein Wissenschaftler der Universität Birmingham mit seinen Studenten um endlich zu beweisen, dass es keine Geister gibt. Seit über 15 Jahren.
6. Frisch gezapfter Pint Cider
Schon bei Punkt 6 und noch Nichts über Alkohol? Wird also Zeit. Frisch gezapfter Cider ist eine Sache, die ich schon in Australien und Neuseeland sehr schätzte. Es ist einfach leider wirklich ein Unterschied, ob das Zeug aus dem Hahn ins Glas kommt oder wie bei uns relativ lieblos aus einer Flasche (meist auch noch einer Marke, die nicht wirklich gut ist, aber eben international vertrieben wird) in einen Humpen voller Eiswürfel gekippt wird. Da kommt manch einer auch gern zu Pferd zum Pub um sich einen Pint zu genehmigen. Cheers!
7. Links fahren
Richtig gelesen. Links fahren! Eine Sache, die mir vor ein paar Jahren doch die helle Panik ins Gesicht getrieben hätte, macht mir inzwischen richtig viel Spaß. Es ist nämlich gar nicht so schlimm und hat man ganz im Nu raus. Auch wenn am Anfang die vertauschten Blinker und Scheibenwischer Schalter wirklich ziemlich verwirrend sind und ich jedes Mal lachen muss, wenn ich wieder auf der falschen Seite im Auto einsteigen will, gewöhnt man sich wirklich schnell dran und die tollen Straßen in Englands Lake District, dem Northumberland Nationalpark oder in Cornwall sind es wirklich wert. Zumal es einen kleinen aber feinen entscheidenden Vorteil gibt: Als Rechtshänder kann man, bei einem Rechts gesteuerten Wagen ganz wunderbar während der Fahrt die Kamera aus dem offenen Fenster halten und munter rumknipsen. Hat sich in Australien und Thailand auch schon sehr bewährt diese Technik und funktioniert mit unseren Autos leider überhaupt nicht.
8. Rolltreppen in einer anständigen Geschwindigkeit
Während man auf hiesigen Rolltreppen beinahe einschläft oder sich mühsam einen Weg durch Leute mit dicken Einkaufstüten oder knutschende Pärchen bahnen muss, um überhaupt das Ziel zu erreichen, fahren Rolltreppen in der Londoner Tube schon von vorne herein gefühlt 4 mal so schnell. Im Gegensatz dazu, sind unsere Rolltreppen wie ein stecken gebliebener Aufzug. Als Bonus wissen die Londoner außerdem, wie man diese elektrische Hilfestellung zu benutzen hat: Und zwar in Bewegung! Da steht Keiner rum und knutscht oder blockiert den Weg anderweitig. Die Rolltreppen wären zum Überholen ohnehin zu schmal, haben die Briten gar nicht nötig. Ich könnte mich jetzt noch zwei weitere Absätze über die Langsamkeit deutscher Rolltreppen echauffieren, gehe aber an dieser Stelle lieber zum nächsten Punkt über und sage noch kurz „Danke, Anke!“ für das zur Verfügung stellen des linken Bilds.
9. Meal Deals
Die beste Erfindung, seit es Tankstellenessen und Supermarktsnacks gibt: Meal Deals! Ein Sandwich mit Cheddar und Pickles, eine Dose Ginger Beer und ne Banane (wahlweise eine Tüte Walker’s Chips) für schlappe 3 Pfund? I’m so was von in! Sind wir doch mal ehrlich: Auf Reisen muss es manchmal einfach schnell gehen, gerade wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Meal Deals können da buchstäblich ein Lebensretter sein. Nothing more to add.
10. Wunderhübsche retro Eiswagen
Zu guter letzt eine Sache, die mir erst in Liverpool so richtig aufgefallen ist: Die bunten, alten Eiswagen, die wirklich an jeder Ecke stehen und neben Eiscreme auch Milkshakes, Slushies, Softeis und Smoothies verkaufen, sind nicht nur eine Freude für den Gaumen, sondern für mich, die gar nicht mal so unbedingt auf Eis steht, vor allem fürs Auge. Selbst an den verlassensten Orten im Lake District findet man immer einen kleinen Van in Knallfarben mit hübscher Retro-Typo in der Landschaft stehen. Ganz viel Liebe dafür!
Und nun interessiert mich natürlich, welche Dinge ihr besonders an England oder Großbritannien im Allgemeinen mögt. Ab in die Kommentare damit!
Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation des Reiseblogger Kollektivs mit Visit Britain.
Ich liebe es.
Heya. Einen sehr schicken und sehr interessanten Blog hast du da. Ich bin schon öftes hier gewesen. Finde ihn klasse. Und diesen Beitrag finde ich auch genial 🙂 Die Sam.
RETROEISWAGEN.
Ich glaube ich hätte auch einen „10 Retroeiswagen, die ich in England fotografiert habe“ Post machen können 😉
Tolle Aufstellung. Ich war letztes Jahr auch zwei Wochen in England und das Jahr davor paar Tage in Schottland und bei vielen Dingen die du nennst dachte ich sofort „Genau, stimmt!“ Die nette freundliche Art der Menschen hat mich auch am Anfang umgehauen. Die Deutschen sind ja eher mürrisch 😉
Ich fand es immer total klasse, das es überall alte Bauten, Burgen, Schlösser gibt. Auch an Ecken wo man es eher nicht vermutet hat. Es gibt soviel zu gucken, sodass ich meine Kamera zum Glühen bringe. Das hat mich wirklich begeistert, auch wenn häufig die Eintrittspreise die Freude etwas gedämpft haben.
Ansonsten finde ich einfach die Mischung aus alten hübschen Gebäuden und der Landschaft toll.
Der Eiswagen ist der HAMMER!
Eine tolle Auflistung
Cider, Meal Deals, Packaging! Ich bin verliebt! So viele Gründe, warum ich auf GB stehe!
Ich füge einen Retro-Eiswagen aus meiner Schottland Kollektion hinzu: http://instagram.com/p/rtflEtDlo2/?modal=true
Mehr Illus braucht die Welt! (Mein Autocorret macht aus Illus Iglus. Mehr Iglus auch, ja.)
Iglu-Eiswagen vielleicht? 😀
Ich mag den Essig auf den Pommes so gern, Branston Pickel (sieht fies aus, aber yum) und Cadbury (Crunchie forever). Alles, was da oben steht auch, wie praktisch diese Meal Deals sind…
Das mit dem Essig ist mir dann doch zu krass und Schokolade ist nicht so meins… Aber Branston Pickle? Immer her damit!
Ja, es sind diese alltäglichen – typisch britischen – Kleinigkeiten, in die ich mich auch verliebt habe.
Bester Post ever!! Punkt 6 und 10 sind meine Favoriten. Mit dem Post und all den netten Illus fällt es wahrscheinlich keinem sehr schwer, England zu mögen. Schön gemacht!
Danke, Claudi! <3
Schöner Post! Die „elderly people“-Schilder müssen wir haben! 🙂
Brew Time – so eine Tasse Tee am morgen, nachmittag und abend. Natürlich Schwarztee mit Milch, einzig in England schmeckt mir die Teeversion in warm – in Deutschland wird daraus ganz schnell wieder Schwarz mit Zitrone.
So schön. Also alles: Inhalt, Form, England. Da bekommt man doch direkt wieder Lust, rüberzufliegen. 🙂
<3
Hallo!
Ich bin ganz zufällig auf Deinen (großartigen!) Blog gestoßen.
Als kleiner England-Lover ist dieser Post sowas wie’n Sechser im Lotto für mich. Ich bin ja immer noch dafür, wir sollten ein kleines Stückchen England nehmen und es nach Deutschland schieben. Alternativ würde ich mich jedoch auch ohne Widerstand in England aussetzen lassen.
Also, alles Liebe für Dich und nochmal mein größtes Kompliment für Deinen wunderbaren Blog!
Vielen lieben Dank, Ari! Mich freut es immer zu hören, wenn jemand zufällig hierher gelangt und es toll findet! Ich hoffe du kommst jetzt öfter mal vorbei 🙂
Hi 🙂 Was für ein toller Post!
Gerade den ersten Punkt, finde ich ebenfalls wunderbar! Immer mit „Love“
angesprochen zu werden finde ich persönlich äußerst charmant, was bei den Briten ja
nichts neues sein sollte ;-).
Zudem liebe ich die verschiedenen Akzente in „good old England“.
Vor allem den Cockney und Yorkshire Akzent finde ich super.
Eigentlich liebe ich so gut wie alles an Großbritannien, von der Landschaft, zu den Menschen, bis hin zum historischen Hintergrund. (Nicht zu vergessen die tägliche Tea-Time!) Es einfach wunderbar traditionell, nicht wahr?
Wie dem auch sei, wirklich ein toller Blog, den du da hast, mach weiter so!
Danke dir, Eva für die lieben Worte!
Ich muss ja sagen dass ich mit dem Scouse dann doch so meine Verständnisprobleme hatte 😉
Du sprichst mir aus der Seele! Mir fehlen von Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade, Mince Pies, der Milchwagen, der morgens die Flaschen vor die Tür stellt und die terraced houses mit ihrem gemütlichen Erker im Wohnzimmer. Auf jeden Fall macht der Artikel gleich Lust auf den nächsten England-Trip
I can’t believe I hadn’t looked at your blog before! I suppose it’s because I wouldn’t be able to understand a word of it, which is entirely true, but I love the illustrations! It’s fun to look at and very well done 🙂
Thank you, Kristin <3
I try to make more of those, so you guys can understand visually 😀
Oh die Eiswagen sind sooo cool!!
Was du aber bei den Rolltreppen vergessen hast: die sind so wahnsinnig lang, findest du nicht? Da bekommt man teilweise beim Runtergucken schon Höhenangst, haha!
Grüße, Anna
Hey, hey! Gerade auf diesen post gestoßen – genial! Nach meinem Jahr in London kann ich mich mit vielen der genannten Dinge identifizieren. Tolles Blog 🙂
Ich bin sowas von dafür gesunde (!) Meal Deals auch in Deutschland einzuführen! Es kann ja nicht so schwer sein auch hier ein Sandwich, 1 Banane und ein Wasser für 3€ zu verkaufen! Hui! 😀
Liebe Nina,
ich lebe gerade in London und kann dir nur zustimmen. Und ich lililiebe Ginger Beer! Hmmmm
Herzallerliebste Grüße
Ulle
Von diesem Beitrag bin ich fasziniert. Ein kleiner Trost für meine so starke Fernweh-! Die Bilder und Fakten sind sehr interesant. Besonders süß ist das, was du über Verpackungen schreibst.
Allerliebste Grüße
Ja, ja, ja …!!!! Ich glaube, mir würden noch unzählige andere Dinge einfallen. Cream Tea z.B. Und Shortbread in Schottland. Oder die wunderbaren Gärten. Oder die Wasserhähne – einen für kaltes, einen für heißes Wasser, ohne Mischbatterie! Ich verbrenne mir garantiert bei jeder Reise nach Großbritannien mindestens ein Mal die Finger.
Hach, ich freu mich schon total, dass wir in knapp drei Wochen wieder auf der Insel sind. Bzw. auf den Inseln, denn es geht dieses Mal rauf bis auf die Äußeren Hebriden …
<3!
Schon wieder so schön! Menno, ich hab hier schon lange nicht mehr reingeguckt…selbst Schuld…also ich 😀
Haha… ja, komm mal wieder öfter rum 😉
Was für ein süßer Artikel <3 ich liebe England und bin ende Mai endlich wieder da, freue mich schon tierisch und werde definitiv auch einen schönen Artikel über die Briten verfassen, deiner hat mich mal wieder inspiriert!
Danke für deinen Blog, mach weiter so 🙂
Liebe Grüße
Freya
Tolle Aufstellung! Das Elderly-People-Schild ist ja der Knüller … das hab ich gar nicht gesehen! Ich halte alle deine genannten Punkte und erhöhe um Porridge und British English (das bringt mich zum Dahinschmelzen … klingt so aufgeräumt und sympathisch zugleich, finde ich). Schöner Artikel :).
Vielleicht gibt es das Schild nicht in allen Regionen Englands, im Norden ist es aber überall 🙂
Hi Nina, was ein toller Artikel! Ich lebe momentan in London und kann alles, was du geschrieben hast, nur unterstreichen. Angesprochen werden mit „my love“, „darling“ oder „sweetpie“ finde ich klasse. Das schafft gleich eine positive Stimmung. Links fahren finde ich mittlerweile auch megacool, auch, wenn ich immer noch wie du geschrieben hast, zur falschen Seite einsteigen will und Scheibenwischer und Blinker vertausche. Und das, obwohl ich frisch aus Australien zurueck bin! Haha… Mein Leben als Britin auf Zeit gefaellt mir wegen der o.g. Dinge ganz gut. Liebe Gruesse, Jacqui